Das Flexrocker-System.

Der Beim Sechzehner (und übrigens bei fast allen Dobson-Teleskopen) erfolgt die Höheneinstellung des Tubus’ durch die Drehung der beiden Höhenräder auf insgesamt vier Teflon-Pads. Mechanisch ist das ideal: die beiden Höhenräder lagern auf jeweils zwei Pads. Auf diesen zwei Kontaktstellen kann die Drehbewegung perfekt eingehalten werden. Eine seitliche Führung der Höhenräder ist erforderlich, um den fünften Freiheitsgrad einer möglichen Bewegung zu sperren. Übrig bleibt so nur die freie Drehung um die (gedachte) Höhenachse.



Für die horizontale Drehung ist es bei den meisten Dobson-Teleskopen üblich, das Gewicht des gesamten Teleskops über drei unabhängige Teflon-Pads auf eine horizontale Basis zu übertragen. Diese Pads sind dann unterhalb einer Rockerbox um 120 Grad versetzt rund um eine senkrechte Rotationsachse platziert. Um die Stabilität des Teleskops zu gewährleisten, müssen dabei diese Rockerbox und die Grundfläche, auf der sie sich drehen lässt, von hoher Steifigkeit sein. Ein gutes Ergebnis kann man nur erreichen, wenn man die Konstruktionsart, Befestigung und Dicke der verwendeten Materialien sorgsam beachtet. Wenn Sie unsere Achter und Zwölfer kennen, haben Sie dies sicher schon bemerkt.

Beim Sechzehner mit seinem großen und schweren Hauptspiegel verzichten wir auf eine hölzerne Rockerbox, denn sie müsste sehr massiv, stabil und damit auch schwer sein. Anstatt für die Stabilität immer dickeres Holz zu verwenden und immer mehr Versterbungen einzubauen, setzen wir hier auf kontrollierte Flexibilität durch die gezielte Verformung von Materialien - das ist das Flexrocker-System.

Das Gewicht des Teleskops, die Kräfte, welche auf die vier Teflon-Pads unterhalb der Höhenräder wirken, leiten wir beim Sechzehner senkrecht direkt auf vier andere Teflon-Pads weiter, die auf der horizontalen Basis gleiten. Während sonst (beispielsweise bei unserem Achter und Zwölfer) bei einer Rockerbox die Kräfte von vier Pads auf drei Pads umverteilt werden, erfolgt die Kraftübertragung beim Sechzehner also ohne Umweg.



Ein Tisch mit vier Beinen kann jedoch noch wackeln. Das Wackeln verschwindet aber vollständig, wenn die Tischplatte eine gewisse Flexibilität aufweist. Und genau so machen wir es beim Flexrocker-System:

Der Flexrocker-Ring ersetzt komplett die sonst übliche Rockerbox und wird beim Sechzehner auf seine einfachste Form reduziert: Der Tubus ruht mit seinen Höhenrädern auf vier sehr niedrigen Keilen (zwei an jeder Seite, mit Teflon-Pads belegt). Diese Keile sind sehr stabil auf einem dünnen Holzring, dem Flexrocker-Ring, befestigt, der dünn und damit auch etwas flexibel ist. Unter jedem Keil, auf der Unterseite des dünnen Flexrocker-Rings, befindet sich jeweils ein anderes Teflon-Pad als Gleitmaterial für die horizontale Drehbewegung.

So bleibt nur die Forderung, dass die horizontale Basis (mit Bodenkontakt) perfekt stabil gebaut sein muss. Und dies wird beim Sechszehner durch eine sehr aufwändige Leichtbau-Sandwich-Konstruktion mit Buchenkern und Birke-Multiplex-Hülle realisiert, die erst unter deutlich höheren Kräften als durch das Teleskopgewicht durchbiegen kann und sogar die Nutzung von drei flachen Aufstellfüßen ermöglichst. Letzteres vereinfacht die Aufstellung des Reise-Dobsons auf unebenem Grund.



Die Führung der horizontalen Drehung erfolgt beim Sechzehner durch vier kleine, witterungsbeständige, gekapselte Edelstahl-Kugellager, die an der sorgsam geschliffenen Innenkante des Basisrings völlig gleichmäßig entlang laufen können. Deren Position ist bei der Auslieferung des Sechzehners bereits optimal, kann bei Bedarf durch Schrauben jedoch auch später immer wieder neu eingestellt werden.

Generell hat eine derartige Flexrocker-Konstruktion großartige Vorteile:

- Im Hinblick auf die Stabilität ermöglicht eine große ringförmige Basis ein viel größeres Polygon (welches aus den Gitterstangen bzw. Tubusteilen besteht) und damit einen mechanisch besseren Sitz des Tubus in den Teflon-Pads. Dies liegt einfach an dem relativ großen Radius des Basisrings und des Flexrocker-Rings.

- Das Flexrocker-System vermeidet mechanisch alle einseitigen Balken / Träger mit ihren mechanischen Nachteilen wie Schub und Biegung, die sich üblicherweise in den Konstruktionen mit einer Rockerbox finden.

- Es ist viel einfacher, ein stabiles System mit ringförmiger Basis zu realisieren als eine ähnlich stabile Rockerbox, deren Stabilität von der Stützung der seitlichen, freitragenden Schwingen abhängt, welche ja das gesamte Tubusgewicht tragen müssen.

- Ein Flexrocker-System ist viel leichter als ein Basis-Rockerbox-Bauteil mit entsprechend steifen Schwingen. Man spart erhebliches Gewicht.

Einziger Nachteil: Beim Flexrocker-System erhöht sich das Gesamtvolumen, insbesondere sichtbar bei der Größe der Transportbox, welche um 15 bis 20 % höher und breiter ausfallen muss als bei einem traditionellen System mit einer Rockerbox. Unserer Meinung nach ist dies jedoch nur ein kleiner konstruktiver Nachteil - wichtiger war uns die Gesamtperformance beim eigentlichen Beobachten. Wir meinen: es kommt am Ende mehr auf die Leistung beim nächtlichen Beobachten an. Und wie man auf dem Bild unten sehen kann, klappt es auch sehr gut beim Verstauen in der Teile-Transportbox.


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